Sonntag, 23. September 2012

Kommentare im Internet...

Im Twitter habe ich VeBu aboniert, wodurch ich mit Studien und Artikeln versorgt werden. Heute verlinkten sie ein Konzept eines Schweizers zur Umgestaltung einer Mensa.

http://www.blick.ch/news/schweiz/basel/studenten-fordern-fleischverbot-fuer-uni-mensa-id2034879.html

Ui, cool, plötzlich alles essen können....!
Nein, gar nicht cool. Wo ist da die Selbstbestimmung? Wenn ich mir vorstelle, dass es in meiner Mensa nur noch fleischhaltige Eintopfgerichte gäbe, wo man dem Fleisch also keineswegs entfliehen könnte, würde ich über Vandalismus nachdenken und in diesem Nachdenken dann diverse Briefe ans Präsidium und an den Mensabeauftragten senden. Für Vandalismus bin ich zu friedfertig, in meinem Kopf findet er aber dennoch statt.

Und genau so stelle ich es mir auch vor, wenn mein Kollege P., der panische Angst vor Menüs ohne Fleisch hat, plötzlich vegetarisch essen soll. Im Gegensatz zu mir ist er ein sehr lauter Mensch und sein Pöbeln würde bis zur Stadtgrenze hörbar sein. Und das zu Recht.

Es wäre eine sinnvolle Angelegenheit, wenn fleischhaltige Gerichte nur noch im Culinarium angeboten werden würden. Meine Mensa ist so aufgebaut:
A - Pasta und Alternativ (Alternativ ist immer mindestens vegetarisch und eben sehr alternativ mit komischen Zusammenstellungen - aber deswegen auch mein liebstes Angebot)
B - Mindestens 1 fleischloses Gericht und 2-3 fleischliche
Culinarium - Teurer, aber deutlich hochwertiger, 1 veg, 2 fleisch

Das Culinarium ist in der Lage, das Fleisch als Solches mehr zu würdigen und es ins passende Licht zu rücken. Und genau das durch den höheren Preis auch dem Konsumenten aufzubürden. Natürlich murren einige dann und zahlen trotzdem, stopfen sich dann unreflektiert voll. Aber wenigens murren sie, was sie bei Aufgabe B nicht täten.

Aber eigentlich möchte ich gar nicht über die Vegetarisierung von Mensen reden, sondern über Kommentare von dahergelaufenen Menschen im Internet, die direkt zeigen, wie unreflektiert sie sich vollstopfen.

Mein Liebling ist da Stefan Meury, der schrieb:
Mal eine Frage in den Raum gestellt... wo liegen denn die grossen Felder auf denen das Soya gedeiht für die Vegi-Schnitzel??? weit weg von der Schweiz irgendwo im Hinterland wo tausende Quadratmeter Regenwald dafür gerodet werden. Aber wen kümmert denn das... Hauptsache wieder in die Opferlamm-Rolle der Minderheit gestürzt und sein Konterfei in einer Zeitung präsentiert... bravo...

Nun, wo liegen denn die großen Felder, die zum Anbau des Sojas, welches als Kraftfutter für die Fleischproduktion benötigt wird? Genau auf jenem Regenwald. Die meisten deutschen Tofuangebote hingegen sind absolute Ladenhüter, wenn sie nicht regenwaldfrei sind und kein Biosiegel tragen. Ich muss sagen, darauf achte ich ebenso. Das Tofu aus dem Asialaden kaufe ich nicht.

Den wenigsten Fleischkonsumenten scheint wirklich bewusst zu sein, dass sie die größten Sojakonsumenten sind und nicht die Tofuesser. Nur eben in zweiter Reihe und das macht es so schlimm: Wenn ich 200g Tofu esse, dann muss ich ganz schön stopfen und nachschieben, damit ich das auch wirklich schaffe. Bei Grillveranstaltungen oftmals ein Problem. 200g Fleisch war aber nie ein Problem für mich, ich habe auch 300 geschafft, ohne zu japsen. Nun esse ich aber ungesehen bei 200g Fleisch ungefär 1500 bis 2000g Soja mit. Bei Hühnchen funktioniert die Rechnung natürlich nicht, aber "Hühnchen ist ja auch kein Fleisch" [Studienkollege, männlich].
Oder auf weiblicher Seite vor einigen Jahren:
"Blabla und das ist mit Lauch und das ist mit Fleisch und das-"
Gast: "Oh nein! Ich esse doch gar kein Fleisch!"
Ich: "Was? Ich habe doch extra vorher gefragt und niemand gab an, kein Hühnchen zu essen!"
Gast: "Ach Hühnchen? Hühnchen ist ok."


Ich bin jetzt kein Landwirt, aber ich halte die Aussage von Tanner B. auch für schon an die 100 Jahre überholt:
Alles klar. Aber ohne Mist wächst auch kein Gemüse

Im Zuge der Industrialisierung war es schon schnell nicht mehr möglich, den Düngebedarf nur durch Tierkot zu decken. Es wurden also künstliche Düngemittel entworfen, die vor allem aus Chilesalpeter bestanden. Durch eine Blockade im ersten Weltkrieg wurde Deutschland vom Chilesalpeter abgeschottet und hatte somit kein Düngemittel mehr. Aber auch die Farbe für Uniformen musste irgendwo herkommen und so erfanden Haber und Bosch ein Verfahren, das aus Wasserstoff und Stickstoff aus der Luft Amoniak herstellt, woraus man Salpeter machen konnte.
So alt ist dieses Problem schon. Tiermist ist seit der Industrialisierung nicht notwendig zur Gemüseherstellung und "vegane Landwirtschaft" ist ein existenter Begriff.

Dass das Wissen von vor der Industrialisierung noch in den Köpfen steckt, ist bezeichnend.


Das Internet ist immer so spannend! Da können die Leute in der Schweiz pöbeln und ich höre es hier oben. Früher blieb so etwas im Stammtisch in der Kneipe.

Milchfreie Milchschokolade

Wenn man mich danach fragt, welches das geschmacklich wichtigste Lebensmittel für mich ist, so würde ich Milchschokolade antworten. Das ist natürlich ein Problem, wenn man auf vegan umstellen möchte und auch das größte Problem. Ich kann eigentlich alles relativ stressfrei umstellen, aber der Verzicht auf Milchschokolade wirft mich in ein tiefes Loch der Lebensunfreude.

Die erste Möglichkeit ist natürlich, auf Zartbitter umzusteigen. Aber die "funktioniert" nicht, die ist einfach nur nett. Die ist sehr bitter und heftig, da mir Schokoladen mit 70% Kakao und weniger nicht schmecken. Also hab 75% gehts überhaupt erst los. Die ist nicht lieblich, süß, cremig, zart...
Die ist spannend, charakterstark, heftig!
Und entspannt einfach nicht.

Es ist also ein spannendes Feld für mich, pflanzliche Milch in Milchschokoladen auszuprobieren. Bisher schreckten mich die Preise ab, 3€ für eine Schokolade mit schlechten Kritiken, wo ich für 1.80€ meine Lieblings-Qualmilchschokolade zum gleichen Gewicht bekomme. Die Aktivierungsenergie ist ziemlich hoch.

Den Anfang macht jetzt eine Schokolade für 2.20€ aus Australien. Das habe ich leider zu spät gelesen, dann hätte ich sie nicht gekauft. Ich brauche Schokolade aus Deutschland, Schweiz, Benelux oder Frankreich.

Aber erst mal ein Foto zum Einstimmen.

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"Sweet William" ist die Marke, die man auf meinem Foto nicht lesen kann.

Wir starten beim ersten Problem, dem Länderproblem. Der signifikante Unterschied ist die Conchierzeit, die in meinem Land deutlich länger ist als in England, USA, Australien oder Japan. Das macht die Kakaoteilchen deutlich kleiner und lässt sie sich besser mit den anderen Bestandteilen verbinden, was den unglaublich sanften, zarten Schmelz ausmacht, eine sehr hohe Homogenität.
Weniger lang conchierte Schokoladen entfalten ihr Aroma weniger stark und schmecken sandig auf der Zunge.
Diese Schokolade schmeckt sandig und kaum nach typischer Schokolade.

Zweites Problem: Die Süße.
Wie an meiner deutschen Sprache zu sehen ist, komme ich aus Europa und dort isst man nicht so heftig süß wie in den USA. Diese Schokolade wiegt all das, wo der Kakaogeschmack fehlt, mit Zucker auf. Die Süße entspricht weder meinen Gewohnheiten, noch meinem Geschmack.

Tatsache Nr. 3: Dies ist kein Problem an sich, aber ein von der Schokolade ungelöstes Problem. Die Sojamilch schmeckt ziemlich bohnig-sojalastig. Neben dem sandigen Kratzen auf der Zunge und der derben Süße verliert sich das Spannende durch das Soja aber und wirkt sehr deplatziert. Der Sojageschmack ist gar nicht schlecht, er hat eine Menge Potential. Aber alles, was dieses Potential ausschöpfen könnte, wurde falsch gemacht.

Ich wurde gewarnt, dass weniger conchierte Schokoladen für uns nach billigem Zuckersand schmecken, aber dass es SO schlimm sein würde, wagte ich nicht zu denken.

Und etwas, das mich auch nervt:

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Ist das nicht ein herrlicher Glanz? Ja eben. Die Schokolade glänzt ungefär so wie ein schwarzer Körper, nämlich gar nicht. Und auch vom Geruch aus der Packung macht die billige Aldischokolade einen besseren Eindruck.


Ich hatte immer Bedenken, aber ob ich mich zu einem weiteren Test aufraffen kann, weiß ich noch nicht. Aber wenn, dann aus dem gut conchierten Raum. Gute Kritiken bekam die "Leckerlade", aber die ist schnell vom Erdboden verschluckt worden, damit fällt die wieder aus.

Sambal Olek Suppe, Improkuchen und Couscous oriental

Ich präsentiere die Mümmelmasse der letzten Tage.

Diese Woche dominiert hat mein Mittagessen, eine gemüselastige Sojaschnetzel-Bolognesesoße, die aber unspektakulär war. Man mache eine Bolognesesoße und schmeiße Gemüse hinein - das kann jeder.

Was nicht jeder kann, ist die geliebte Bihoonsuppe ohne störendes, müffelndes totes Huhn hinzukriegen und damit NOCH besser zu machen. Mein Bruder hat es hinbekommen und ich habe die Suppe jetzt schon zwei mal nachgekocht.
Aufgrund meiner derzeitigen Krankheit ist mir dauernd kalt und da ist eine scharfe heiße Suppe abens echt wunderbar (die man schon vorgekocht im Kühlschrank lagern kann).


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So wirds gemacht:

Zwiebeln
Paprika
Möhrchen
Lauch
frischer Knoblauch (ca. 1 TL)
frischer Ingwer (ca. 1 TL)
1 TL Sambal Olek
2-3 EL Sojasoße
Salz, Pfeffer
1 l Wasser

Und dann, wie man so eine Suppe halt macht. Das Gemüse in mundgerechte Stücke schneiden und anbraten. Dann Ingwer, Knofi, Sambal Olek, Sojasoße und Gewürz rein und mit 1 l kochendem Wasser aufgießen, dann mindestens eine halbe Stunde kochen.



Ich erhielt eine Beschwerde, dass das Gefrierfach zu voll sei und das nur mit meinem Kram. Darauf sichtete ich die Bestände und fand zwei Dinge, die mal weg können. Brombeeren, die nicht mehr in Marmeladengläser passten und leicht gummiartiges Eis. Das Eis stellte ich nach einigem Bedenken zurück, aber aus den Brombeeren machte ich einen Improkuchen.


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Ohne Rezept, die Brombeeren sind schließlich eine einmalige Sache. Also muss ich das nicht reproduzieren können. Grob ist das hier drin.

Teig: Wasser, Mehl, zarte Haferflocken, Zucker, Öl, Kardamom, Zimt.

Füllung: Brombeeren, gekocht und püriert, Apfelstückchen, Zucker, Stärke, Zimt.

Nächstes Mal gibts dann auch Backpulver, wenn ich mal wieder einen Quicheinspirierten Kuchen mache. Ich liebe steinige Quicheböden, aber das hier war zu panzerig. Kuchen muss nicht bombensicher sein.



Jetzt kommt Couscous, wieder nach Art meines Bruders, aber diesmal abgewandelt.


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Ich habe andere Gemüse und andere Gewürze genommen als er.

Couscous:
Pinienkerne
getrocknete Tomaten in Stückchen
getrocknete Feige in Stückchen
Trockenzitrone-Stücken und Tee*
Zitronensäure
Zwiebelstückchen, roh
Chili
Salz

Gemüse:
Möhren, geschmort
Zwiebelringe, geschmort
Trockenzitrone +Tee*
Knoblauch, frisch
Sesam
Salz
Koriander
Zimt

* Getrocknete Zitronen habe ich von einer Iranerin kennen gelernt. Sie hat sie im Ganzen in ein lang gekochtes "Lamgulasch" gemacht, somit waren sie sehr weich und das ganze Gulasch erhielt den extravaganten Geschmack der Zitronen. Ich habe es in Anführungszeichen gesetzt, weil auch noch Kiechererbsen und tolle Gewürze drin waren, was man in unseren Gulaschen nicht findet. Die Zitronen habe ich mir dann im 11 Länder Laden gekauft, aber ich habe nicht die Geduld, die so lange zu kochen. Also lege ich eine Zitrone in kochend heißes Wasser ein, steche mit einer Gabel rein und lass es ziehen. Dabei entsteht eine Art "Tee", den man auch verwenden kann, wie hier geschehen. Die Zitrone habe ich dann in Stückchen geschnitten und untergemischt.

Getrocknete Zitronen haben einen ganz eigenen Geschmack und ich kann es wirklich empfehlen, die mal auszuprobieren. Das ist wie der Vergleich zwischen Tomate und getrockneter Tomate, vollkommen verschieden, aber doch ein bisschen gleich.

Mittwoch, 19. September 2012

Es geht um die Wurst!

Es gibt einige nicht-vegane Lebensmittel, die sind einfach ungeschlagen. Dazu gehören Schokolade und Salami. Allerdings gibt es auch diverse vegane Nachbauten dieser Lebensmittel.

Das interessante dabei ist, dass sie einen schlechten Ruf genießen und ich der Meinung bin, dass man sie weder sinnvoll nachbilden kann, noch dass die Nachbildungen notwendig sind. Wer wirklich vegan leben will, der braucht die gar nicht.

Nun bin ich aber Wissenschaftler und chronisch neugierig. Und da lief mit diese Veggie "Salami" bei dm für 95 cent über den Weg. Einen Test musste ich dennoch machen, schließlich ist es nur eine Wurst, da kann man nicht viel falsch machen, selbst wenn sie nach Pappe schmecken sollte. Das Risiko ist also nicht groß, die Wissenserweiterung dafür um so mehr.


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Und so sieht das Stück dann aus. Man beachte vor allem das "Snack" auf der Packung, der größte Witz überhaupt. Kennt ihr diese Verpackungen für Speicherkarten, die man mit einer außerordentlich robusten Schere regelrecht zerfetzen muss, um endlich an den Inhalt zu kommen? Das ist die schlimmste Verpackung überhaupt. Diese steht auf Platz 2, denn man muss sie mit einem großen scharfen Messer rundherum zerfetzen, um dann an den zerfetzten Inhalt zu gelangen, nur ist sie halt nicht so hart dabei.
Mal eben in der Innenstadt zu dm und ein Würstchen kaufen ist da nicht drin, es sei denn, dm bietet bald den Service eines großen scharfen Messers an der Kasse an.


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Einen Blick auf die Inhaltsstoffe sagt uns, dass es eine Mischung zwischen Tofu und Seitan ist. Wer das noch nie gegessen hat: Tofu hat die Konsistenz von fettreduziertem Schafskäse, er bricht also sehr schnell. Seitan ist das genaue Gegenteil, das ist mehr wie Würstchen mit der Härte von Gummibären, man muss schon hart zubeißen und es federt sehr.

Wie sah noch eine Salami aus? Dunkelrot mit weißen Punkten.

Tadaaaa:


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Okay, das finde ich jetzt nicht schlimm, dass sie ockerfarben ohne Punkte ist. Aber die Erwartungshaltung war halt schon irgendwie da ;)

Vom Geschmack her ist sie wie Gemüsebrühe pur schlecken. Das Mundgefühl ist wie eine Mischung aus Tofu und Stärkebärchen, es klebt also relativ pastös überall im Mund. Generell ist das eine sehr feste Gemüsepaste mit starker Würzung und etwas Rauchgeschmack. Paprika schmeckt man auch stark heraus.

Ich kann sie mir gut in Scheibchen in Erbsensuppe vorstellen oder als Stückchen in Paella. Allerdings ist es bei Weitem keine Salami, nicht mal entfernt davon. Zum pur essen ist sie etwas zu heftig.

Meine Erwartung "Das kann ja nicht" wurde also erfüllt, aber ich habe dennoch ein leckeres Lebensmittel kennengelernt.

Mittwoch, 12. September 2012

Essen in Frankreich

Vergangene Woche war ich im Land des Guten Essens.
So sagt man jedenfalls. Für mich war es das Land des carnivoren Essens und der biologischen Ignoranz.

Frankreich hat unglaublich viele Spezialitäten, wenn wir vom Baguette einmal absehen: Croissant, Meringue, Camembert, Froschschenkel, Macarons, Quiche, Crêpe...
Aber alle diese Sachen haben gemeinsam, dass sie tierisch sind. Und das nicht nur als Hilfsstoffe, sondern eigentlich zum Großteil tierisch. Zudem, wenn man sich die verschiedenen klassischen Gänge eines Menüs anschaut oder den Anteil, den totes Tier auf dem Teller ausmacht, ist das gigantisch.

Es war unglaublich schwierig, im Restaurant etwas zu finden. Letztendlich entschied ich mich für einen griechischen Salat mit Schafskäse und gegriller Paprika, wobei die Paprika sehr nach Schweineschmalz schmeckte und ich sie nicht runter bekam (da kann ich gleich im Labor die Aminflaschen leer trinken).

In der Mensa konnte man bei der Anmeldung extra angeben im Feld "Gebrechen und Krankheiten", dass man Vegetarier ist. Vegetarisch reicht mir auf Reisen, Vegan ist dann halt meine eigene Küche. Ich holte mein bestes Französisch raus und erklärte der Mensadame, die die Teller auffüllte "Je suis vegetarien", worauf ein "Ah oui le poisson!" kam. Poisson ist der Fisch... Also irgendwas hat sie da nicht verstanden. Sind Fische jetzt Pflanzen, Eier, Pilze oder Milch? Nein, Fische sind Fische, die schreien nicht, wenn man sie tötet und deswegen sind sie vegetarisch. Ich machte ihr klar, dass ich keinen Fisch will und nur Gemüse und Stärkebeilage haben möchte.

Am nächsten Tag kam das Gleiche nochmal, da war ich schon vorbereitet. Leider bekam ich einen mordsmäßig großen Klecks von der gelb-grünen Pampe auf den Teller. Leicht gestockter Eierbrei. Ich nahm davon homöopathische Mengen als Nudelsoße und ließ den Rest übrig. Eier schmecken einfach zu sehr nach Schwefelwasserstoff, da fehlt der Genuss.

Auf dem Conference Dinner am Abend gab es zuerst Baguette, dann winzige Mengen als Bulgursalat und dann der Traum eines jeden Veganers: Nur noch Fleisch OHNE jegliche Beilagen. Nichtmal Salatdeko. Nur Fleisch, Fleisch, Fleisch. Gebraten, gegrillt, gegart, als Wurst, diverse Würste. Und mehr Fleisch. Dazu Fisch-spieße.
Hatte ich einen Glück, dass ich unter derber Appetitlosigkeit litt, sonst hätt ich Ärger gemacht. Schließlich hatte ich bei der Anmeldung, die auch hierfür galt, mein "Gebrechen" angegeben.

Die französischen Supermärkte sind den deutschen ziemlich ähnlich, nur ist die Wurstabteilung kleiner, die generelle Fleischabteilung größer und die Käseabteilung viel größer.

In der Mensa am Aufgang war ein Poster, worauf aufgelistet war, wieso "le boeuf", also Rindfleisch, schlecht ist. Krankheiten, Klima, fiese Tierhaltung, die ganze Abteilung. Ein winziges Poster. Oben gabs dann pro-boeuf-Poster. Und an jedem Laden gabs Werbung für supertolles boeuf. Auf Arte erfuhr ich, dass boeuf zu einer hervorragenden französischen Küche dazu gehört und Vegetarier blöde Ärsche sind, die die französische Küche beleidigen, indem sie das nicht essen wollen. Die weltbeste Küche! Mit dem Wissen fiel mir die boeuf-Propaganda natürlich um so mehr auf.


Macaron habe ich in der Vergangenheit einst versucht, selbst zu backen. Die Kekse waren damals unessbar widerlich geworden und ich fand auch niemanden, der sie mochte. Vielleicht war mein Rezept doch nicht so toll gewesen? Beim Conferece Dinner gabs dann echte französische Macaron - die genau so widerlich wie meine eigenen schmeckten. Okay, Französien, du kannst weltklasse Croissants machen, aber diese Kekse sind einfach eklig, da kann man nichts machen.

Unsere ganze Gruppe war nicht so wirklich mit dem Frühstück einverstanden. Ungesalzenes Brot, fast nur Gelee als Aufstrich... Ich fand schnell heraus, dass der Joghurt mit "Mûre" ziemlich nett war. Das ist Brombeer. Irgendwie muss man sich den Bauch vollschlagen und gegen die deutschen Brombeerjoghurts hatte der französische die Nase ganz weit vorne.
Ich glaube, um französisches Essen zu mögen, muss man einen Hang zum carnivoren haben.

Ich habe aber auch Dinge gegessen, die mir sehr gefielen.
Croissant, der Mûre-Joghurt, Feigenpaste, Baguette, getrocknete Früchte, Feigen

Wenn man nicht auf eine externe Gastronomie angewiesen ist, kann man als Veganer in Frankreich durchaus seine Lebenszeit verbringen. Ich habe sogar Tofu und fleischfreie Würstchen im Supermarkt gesehen. Ich möchte Deutschland aber weiterhin bevorzugen, gerade wegen deftigem Körnerbrot, deutlich mehr schnell erreichbaren Tofusorten, Laugengebäck und der besseren Einstellung zu Vegetariern. Man wird zwar gelegentlich angepöbelt, aber die Deutschen wissen meistens, dass ein Vegetarier keinen Fisch isst. Ich traue den meisten sogar zu, Götterspeise keinem Vegetarier anzubieten und wenn doch, ein Austauschgeliermittel verwendet zu haben.
Deutsche halten sich nicht für das beste Volk, Deutsche sind dauergeknickt, hassen ihre eigene Sprache und haben Geschichts-schuld, wo sie nur hingehen. Hier wird nicht die Küche mit dem Fleisch gegen alles verteidigt, hier wird nur seine Männlichkeit über den Fleischverzehr verteidigt.
Und nirgendwo anders außer hier gibt es die German Efficiency! Pünktlichkeit, Genauigkeit, gute Organisation. Wer sich in Deutschland über schlechte Organisation beklagt, sollte mal ins Ausland fahren.


Manchmal bereue ich den Schritt zum Vegetarier. Er ist so schlecht rückgängig zu machen, vor allem, wenns vor allem aus Genussgründen ist. Das schränkt einen in Punkto kulinarische Weltreisen doch sehr ein.