Samstag, 7. April 2018

Bilig Bier Blind Tasting

Ist das Billigbier wirklich so schlecht wie es einen die Psychologie durch den niedrigen Preis schmecken lässt?

Wir haben in der Vergangenheit einen Nordbiertest gemacht (incl einem Pfälzer) und konnten die Biere nicht voneinander unterscheiden. Jever, Bitburger, Flens? Da war nix zu machen, viel zu nahe beieinander. Aber mit Etikett schmecken sie alle sehr verschieden. Also, wie ist das mit Pennerbier? Die Erwartungen waren, dass viele Pennerbiere deutlich besser sind als ihr Image. Denn, warum will man absichtlich schlechtes Bier brauen? Wobei gutes Bier auch gute Rohstoffe braucht und die sind meistens teurer, aber vielleicht gibt es auch günstige, gute Rohstoffe? Wir finden schließlich auch immer wieder Perlen unter den Discounter Eigenmarken, die manchmal die richtigen Marken sogar noch in den Schatten stellen.



Ein Testaufbauer, 2 Biertester. Wir wussten was im Rennen ist, aber nicht was was ist. Auf den Zetteln stand ne Zahl und wir haben Notitzen dazu gemacht. Und dieses Mal schmeckten die Biere auch definitiv unterschiedlich. Ganz am Ende hat unser Testführer dann stückweise aufgelöst. Das größte Zittern war natürlich: Finden wir das Bitburger? Letztes Mal wollten wir zielsicher das Jever zuordnen und hatten uns beide zum Bitburger verschätzt. Diesmal war es einfacher, aber trotzdem nicht zu einfach. Ich hatte zwei Favoriten, die besonders wertig schmeckten. Nach einigem Hin und her im Direktduell habe ich dann versucht, mehr Bittereinheiten des Hopfens rauszuschmecken und das dem Bitburger zuzuordnen. Und das hat tatsächlich ins Schwarze getroffen, Der Testsieger ist auch der Premiumkandidat, das echte Bitburger. Aber jetzt erst einmal zu den Kandidaten, bevor ich den Sieger der Herzen offen lege.

Adelskrone von Penny
Perlenbacher von Lidl
Oettinger
Turmbräu von Rewe
Bitburger
Karlskrone von Aldi
Kaiserkrone Gold (ein Lager) von Norma
5,0 Oettinger Festivalbier
Kaiserkrone Pils von Norma

Und der Sieger der Herzen, der sich das harte Kopf an Kopf Rennen mit Bitburger geliefert hat? Von der Wertigkeit her habe ich auf Oettinger oder 5.0 getippt, von der Idee her "Lidl macht nur Top oder Flop" her auch auf Lidl. Aber keines davon war so stark im Rennen: Der Sieger der Herzen, der nur leicht weniger hopfig ist als Bitburger ist und den man ohne Schläge sehr gut trinken kann ist das Pils von Norma, die Kaiserkrone! Das hat keiner erwartet.

Wir haben auch einen Sieger des Ausgusses. Man konnte alle Biere ohne Schläge zuende trinken nach dem Test, bis auf eines, das Turmbräu von Rewe. Dies hatte ordentliche Fehlgeschmäcker, eine starke Säure, unerwartete Orangennoten, dazu eine abgestandene Muffigkeit. Kein rundes Biererlebnis und dieses Bier landete im Ausguss, anstatt dass wir es zuende trinken konnten.

Auch nicht wirklich überzeugt hat mich Aldi Karlskrone. Es schmeckte irgendwie grün, nach Rasen und ein bisschen nach Pappkarton im Abgang. Mein Co-Tester schmeckte die Pappe auch raus, hat das Bier dann aber trotzdem zuende getrunken und fand es gar nicht so schlecht. Mein Fazit ist hier, dass ich dieses nicht wieder kaufe.

Zwei Nullnummern waren Penny Adelskrone und Lidl Perlenbacher. Diese beiden schmeckten nicht schlecht, dafür aber extrem dünn, stellenweise auch nach nichts. Diese beiden sind für mich die Ehrlichkeitssieger. Man bekommt, wofür man bezahlt, wird aber auch nicht mit Ekligkeit bestraft.

Wirklich gut trinken kann man auch das Oettinger. Bei mir bekam es die Notitz "Sommerbier", was bedeutet, dass es auch eher dünn schmeckt, dafür aber gut und erfrischend. Deutlich mehr nach etwas als die beiden Nullnummern, aber trotzdem bedeutend dünner als Bitburger. Oettinger würde ich als wiederkaufenswert beschreiben und ich werde es ab und an tatsächlich wieder kaufen, wenn der innere Peter Zwegat nach einem günstigen Bier verlangt.

Das 5.0 hatte ich vorher schonmal und fand es damals nicht gut. Ich war mir seit dem Jever-Bitburger Verwechselungsfall aber nicht mehr sicher, ob ich nur das Etikett schmecke. Nach dem Blindtest, wo es wieder dabei war, bin ich mir nun aber sicher: Es schmeckt mir wirklich nicht. Leicht metallisch, leicht säuerlich und irgendwie unrund. Das Adjektiv unrund war mir beim ersten mal schon aufgefallen. So sehr hab ich das Etikett damals also doch nicht geschmeckt. Für mich nach diesem Test auf keinen Fall ein Wiederkaufkandidat. Für ein Festival würde ich andere Biere kaufen.

Und das Lager? Wir hatten ein Lager zwischen all den Pilsener Bieren dabei und unsere Schwierigkeiten, es zu finden. Beziehungsweise, wir haben es nicht geschafft, es hat sich in dem ganzen Chaos aus Billigpils sehr gut getarnt. Hopfen ist schließlich teuer und als weniger hopfiger Bierstil war Lager dann doch nicht zu unterscheiden. Das Norma Kaiserkrone Gold haben wir als trinkbar, aber nicht gut und malzbetont notiert gehabt. Irgendwas hat uns daran gestört. Gekauft wird es nicht nochmal, zumal wenn es direkt neben dem Sieger der Herzen im Regal steht!


Wie sieht das Fazit aus?
Deutlich schlechter ausgefallen als ich erwartet habe. Aber dennoch hat ein Bier das geleistet, wonach ich gesucht habe. Und Oettinger konnte bei mir auch sein schlechtes Image ablegen.


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