Freitag, 17. August 2018

Türkische Vorspeisen-Fülle

Ich mag diese Gerichte, die keine Gerichte sind, sondern eher eine große Auswahl an tollen Dingen. So als wenn der ganze Tisch voller Vorspeisen voll steht und man von allem nehmen kann! Leider funktioniert das in unserer Kultur so nicht ("Das ist MEIN Essen!!"), daher habe ich zu Hause in der Menge für 2 Personen sowas in der Art hergestellt. 


Im türkischen Laden habe ich Brot, Oliven, Pepperoni und Ayvar gekauft. Selbst gemacht habe ich Tzaziki aus Sojajoghurt, gefüllte Weinblätter und gefüllte Aubergine (das grünrote Chaos in der Pfanne).

Das Rezept der Weinblätter ist von Cookbakery und einfach klasse!
Nur das mit den Weinblättern hat leider nicht gut geklappt. Zuerst habe ich gar keine gefunden und dann gabs welche einvakuumiert oder in einem seltsamen Glas. Ich habe dann die einvakuumierten genommen und gewaschen... jedenfalls habe ich das versucht. Das Zeug ist milchsäurevergoren und roch eigenwillig. Außerdem hat es zusammen geklebt wie mit Superkleber behandelt, sodass 50% der Blätter in feinste Stückchen zerrissen sind. Die anderen waren auch hart löchrig, aber irgendwas brauchte ich dann ja zum Rollen, also hab ichs trotz Rollen verwendet. Leider habe ich den vergorenen Geschmack nicht rausbekommen, sodass ich die Rollen fast komplett alleine essen musste (über 4 Tage), weil gewisse andere Leute ja leider Vergorenes bis auf Joghurt ablehnen.

Die Aubergine ist leider auch total missraten. Teilweise zerkocht, teilweise roh... nächstes Mal schneid ich einfach alles in kleine Stücke und mach eine Mischpfanne draus.

Im Großen und Ganzen war es aber sehr lecker und ich sollte das bald mal wiederholen. Vielleicht eignet sich sowas auch als Bento. Der Knackpunkt sind jetzt die Weinblätter, die muss ich irgendwo frisch her bekommen. Ich wohne zwar inmitten von Weinreben, aber einem vergeht der Appetit, wenn man beim Glyphosat spritzen zuschaut. Und im türkischen Laden gibt es leider keine Frischen.



Mittwoch, 15. August 2018

Dörrobstmotten und Schädlingsprävention

In meiner Jugend hatten wir eine Käferinvasion in der Küche. Seitdem belächel ich die Wut, alles akribisch einzudosen nicht mehr, sondern empfinde sie als höchst sinnvoll. Die Larven der Käfer hatten sogar meine Schokolade infiziert, das war nicht witzig.

In meiner eigenen Küche war mir die klassische Plastikdosenmarke meiner Mutter natürlich zu teuer und generell war das auch alles zu anstrengend. Bis ich eines Tages einen Kokon an der Roggenmehltüte fand. Nach kurzer Recherche entschied ich mich für ein schwedisches Plastikdosensystem und hatte da drin auch schon 2x Käferplage - die blieb aber immer brav in ihrer Dose und konnte nichte weiter infizieren. Ich war zu 50% durchgedost, der Rest war in mit Clips verschlossenen Plastikbeuteln. Bis zu dem Tag der Raupe. .... DÖDÖÖÖÖM...

Ich glaube, es begann damit, dass ich komische dreckige Fäden in einer Mandeltüte fand und eine tote Motte in meiner Chilimühle. Danach ging ich dem nach.
"Machs wie deine Geschwister und beiße die Plastiktüte einfach durch."

Mutter Dörrobstmotte hat es erkannt. Denn mein System war anfällig und höchst fehlerhaft: Die Raupen der Dörrobstmotte haben die Superkraft, sich durch Plastikfolie durchzubeißen und besitzen sogar zwei Bakterienstämme im Bauch, die Polyethylen verstoffwechseln können. 

Alles, was nicht in den schwedischen Dosen war, war jetzt potentiell belastet. Meine Suche führte mich durch all meine Vorräte, überall fanden sich seltsame Fäden, welche von den Raupen gesponnen wurden. Kotbröckchen, ganze lebendige Raupen, lebendige und tote Falter. Ich durchforstete meine Mandelvorräte - alle infiziert. Leinsamen, Rosinen, getrocknete Aprikosen, Reis, sogar das Naschfach war befallen und diverse Schokoladen angekaut. Neckisch schauten mich die kauenden Raupen an. 

Wo hatte das seinen Ursprung? Ich hatte sogar 2 Quellen zurückverfolgen können: Einen 4.5 kg Sack Reis und eine Tüte Nuss-Rosinenmischung.



Im Sack Reis befanden sich die meisten Raupen und diverse verstorbene Falter. Die Raupen hatten sich letztendlich von innen nach außen gebohrt und ließen auch die adulten Falter raus, um überall in meiner Küche ihre Eier abzulegen. 


Ganz Forschergeist fing ich ein paar Raupen ein und sperrte sie zum Beobachten und lernen in eine Dose mit genug Futter. Die Kleinen haben die Angewohnheit, nach oben zu laufen. In der Tat fand ich sehr viele an der Decke, immer wieder las ich Raupen an der Küchendecke auf und auch Falter in der gesamten Wohnung. Nachdem die Raupen groß genug sind, suchen sie etwas entfernt vom Futter interessante Verpuppungsplätze auf. Das sind in Wohnungssprache: Hinter den Küchenschränken, unter der Lampenverkleidung und hinter Bilderrahmen. Heißt aber auch, wenn man seine ganze Wohnung zu 100% Raupensicher gemacht hat, findet man die Falter noch bis zu 6 Monate danach regelmäßig an der Decke. Die sind zum Glück träge und lassen sich einfach fangen. Direkt an der Decke breit schlagen ist keine gute Idee, das Falterpulver ruiniert die Tapete. 

Ich habe breiten Zugriff zu allerhand Bioziden, aber ich habe mich dagegen entschieden. Generell aber eine Übersicht, wie Biozide gegen diese Insekten funktionieren: 

Gegen die Falter gibt es Kontaktgift, welches auf die Oberflächen aufgetragen wird, auf die sie sich vorzugsweise setzen. Sie nehmen es mit den Beinen auf und innerhalb weniger Minuten legt es das Nervensystem lahm, die Tiere fallen von der Decke und verenden. Problem bei diesen Motten: Sie setzen sich überall hin, man braucht also sehr viel Gift. In der eigenen Wohnung ist die ganze Decke mit Permethrin und Ähnlichem einzustreichen nicht nur aufwändig, sondern auch dem Wohnklima absolut nicht zuträglich.

Gegen die Raupen wirkt ein Chitinsynthesehemmer, welcher im Idealfall mit einem Kontaktgift kombiniert ist. Die Raupen können sich so nicht zu Motten entwickeln. Dieses Gift muss dann aber auch wieder überall hin, wo die Raupen sind. Also innerhalb der Küchenschränke und außen an die Dosen. Gift mit Lebensmittelkontakt? Halte ich auch hier dem Wohnklima nicht für zuträglich.

Mottenfallen über Pheromone fangen nur einen kleinen Teil der fertigen Motten und bekämpfen die Raupen nicht. Die sind als Qualitätskontrolle nett, aber nicht wirksam und können im schlimmsten Fall sogar neue Motten von draußen anlocken.

Ich habe mich daher für das Aushungern entschieden. Alles sicher verpacken! 



Das bedeutet, alles, was irgendwie trocken ist, in Gläser und verlässliche sehr dicke Plastiksysteme zu sperren. Dabei habe ich gemerkt, dass das abgebildete schwedische Plastiksystem nur eine Verlässlichkeitsrate von 95% hat. Die Glassysteme auf den Fotos hatten bisher eine Sicherheit von 100%. Was passiert? Die Schütte der Plastikboxen wird durch eine Gummilippe versiegelt. Besonders junge kleine feine Raupen können dazwischen kriechen und anfangen an der Gummilippe zu kauen. Damit erhalten sie Eintritt und vernichteten so meinen Leinsamenvorrat.

Aber ich habe auch gemerkt, dass das akribische Einglasen aller Dinge im Haushalt einen schönen Nebeneffekt hat, der mir sehr gut gefällt: Keine Boxen in Ecken mehr mit chaotisch eingefüllten Tüten, welche man kaum mehr zuordnen kann. Jedes Lebensmittel hat seinen Platz. Was keinen Platz hat, muss sofort gegessen werden und verstopft die Küche nicht. So bekomme ich seit dem Mottenausbruch nachhaltig meine Vorräte in den Griff, den totalen Durchblick und auch meine Süßigkeiten sind perfekt geordnet und davor sicher, Überhand zu nehmen.



Und was ist eigentlich mit den infizierten Lebensmitteln passiert? Die Raupen verschmutzen die Lebensmittel leider sehr nachhaltig. Einige Mehle habe ich gesiebt, denn die Raupenfäden bilden Klumpen und lassen sich so abtrennen. Ich habe darauf geachtet, keinem Besuch infizierte Waren zu geben, das habe ich dann schon selbst gegessen. Die Mandeln waren leider komplett zerstört, die habe ich entsorgt. Auch die Leinsamen waren so heftig verschmutzt, dass nichts mehr ging. Den Reis habe ich zu 50% sortiert und nach dem Aussortieren von gefühlt 100 Raupen (es waren aber mindestens 50) im Gefrierfach abgetötet und gegessen. Lebensmittelverschwendung kann ich nicht leiden, aber zu starke Verschmutzung muss man als Mikrobiologe leider auch einmal so betrachten: Die Tiere züchten allerhand Keimsorten in ihrem Bauch, von denen ich nicht ausgehen muss, dass sie mir bekommen. Daher muss ich auch nicht davon ausgehen, dass sie sich als Lebensmittelzusatz eignen. In anderen Ländern werden Insekten zwar gegessen, aber in anderen Ländern können die Einwohner normal ihr Leitungswasser trinken und dabei passiert nichts. Tu ich das als Europäer, bekomme ich Montesumas Rache und sitze mindestens 5 Tage auf der Toilette fest.


Schutz vor Schädlingen ist wichtig, denn die versauen einem nicht nur das Essen, sondern auch nachhaltig die Laune. Sie fangen an einen zu zermürben. Man fängt an von ihnen zu träumen. Auch nach Monaten findet man immer wieder Falter und möchte langsam nur noch weinen. Daher rate ich dringend dazu: Tut es wie Muttern und verstaut alles spießig in Vorratsbehältern. Und vor allem in welchen, die auch wirklich dicht sind, testet die auf Herz und Nieren.
Lasst euch nicht von den Motten beherrschen. Es kann jeden treffen.

Dienstag, 14. August 2018

Bento mit Kürbisnudeln

Im August war die Animagic und auch wenn ich die meiste Zeit hinter dem Künstlerstand von Ass of Bike rumgegammelt habe und mir einen faulen Lenz gemacht habe, hat es mich dann doch noch in einen Workshop verschlagen: Bento Workshop. Ich hab ja Bentozeug und es auch schon gemacht, tu das aber eigentlich viel zu selten.

Im Workshop gabs Hintergründe und Planungskonzepte, wie man sowas nicht so schnell aus den Augen verliert und wie es nicht zu 3 Stunden Arbeit ausartet. Das ließ mich neuen Mut fassen und hier ist also erst mal wieder ein Bento.


Kleines Gemüse, Knusperzeug aus dem Naschfach, Oliven, mit Sojasoße und Sambal Olek marinierter gebratener Naturtofu und Meerestierformnudeln mit fester Kürbissoße. Die Idee hinter der Soße war, nach Puddingkochmanier so viel Stärke einzukochen, dass sie beim abkühlen stichfest werden sollte, um nicht auszulaufen. Und das hat auch gut geklappt. Ungefähr einen Teelöffel Maisstärke in Kaltwasser aufgeschlämmt und zu der heißen Soße gegeben. Kurz kochen lassen und fertig. Das Andicken sieht man dann tatsächlich erst im kalten Zustand.

Donnerstag, 2. August 2018

Doppelhipster Glasstrohhalme aus Pipetten und Gemüsetüten

Wir haben erkannt, dass die Welt zu viel Plastik hat! Vor allem, da vieles irgendwie in die Meere kommt, statt verbrannt oder recyclet zu werden.

Was mich an Plastik oft stört, hat aber dann doch eher erst einmal einen egoistischen Kern: Ich muss das Zeug schleppen und entsorgen. Das nervt! Und es ist dann noch schade um den Rohstoff.

Was habe ich bisher getan?

1. Wasserflaschen schleppen, wo Wasser besserer Qualität doch aus dem Wasserhahn kommt? Ich habe einen Sodastream angeschafft. Stilles Wasser mag ich leider nur bis 10 °dH, ich wohn bei 25 °dH. Also mit Sprudel und alles ist gut.

2. Softdrinks, Saft etc kommt nicht aus dem Wasserhahn. Da habe ich mir das Meiste einfach abgewöhnt, hat meistens eh total unnötige Kalorien. Wenn ich etwas fertiges mit Geschmack trinke, ist es meistens aus einer Glasflasche des Pfandsystems (Bier eben).

3. Nichtmal ein Schritt für die Müllberge, sondern direkt einer für die Qualität: Ich trinke nur losen Tee mit Stahlteesieb oder losen Kaffee aus der Bialetti. Kaffee to go gibts bei mir gar nicht, viel zu stressig.

4. Shampoo und Gesichtsreiniger habe ich feste Seifen oder Syndete, die in Pappe oder diese mit Wasser auflösbaren Biobeutel kommen.

5. Ich habe mir 1-Portion Pudding und Joghurt abgewöhnt. Gibts in vegan sowieso kaum und da habe ich gemerkt, dass ich das eigentlich gar nicht brauche und stattdessen lieber ein schönes Stück Schokolade esse. Die kommt in einer mehrmals-draus-essen-Packung.

6. Und Plastiktüten in Einkaufsläden (an der Kasse + Gemüsetheke) verweigere ich schon seit 6 Jahren. Das war früher etwas anstrengend, aber inzwischen ist das ja sogar vorgeschrieben.

7. Generell nicht mehr so viel haben wollen. Dinge können auch überfordern. Man muss sich Zeit für seine Dinge nehmen. Wenig Zeit, wenig Dinge.


Was mich derzeit am meisten stört:

1. Plastikverpackungswahnsinn um Obst und Gemüse
2. Papp- und Plastikverpackung um Versandgut
3. Plastik- und Aluverpackung um Süßigkeiten

Aber was sagt die EU dazu? 
Wir sollten bei Strohhalmen anfangen! Denn Strohhalme, die tun niemandem weh, wenn die weg sind. Da werden viele Leute sagen "Ja, die EU tut etwas gegen das Plastik!" und die Wiederwahl ist gesichert. Das Ansehen beim Nachbarn auch.
Die Strohhalme sind zwar noch nicht weg, aber überall tauchen seitdem Alternativen aus Stahl, Bambus, Papier und Glas auf. Ich bin kein großer Strohhalmbenutzer, ich habe seitdem ich 2012 auszog vielleicht 1x eine kleine Packung gekauft. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Einen Bedarf dafür habe ich also eigentlich gar nicht. Aber gestern kam die Kollegin mit einer Hand voll 2 mL Glaspipetten rein: "Hat jemand Bedarf daran? Die Skalierung ist total unleserlich und ich würde die wegwerfen!". Perfekt. Ich habe sie genommen und mit einem Glasschneider angeritzt und abgebrochen, sodass das dünne Ende weg war und die Länge eingekürzt wurde. Heute habe ich dann die Bruchkanten am Bunsenbrenner glatt geschmolzen. Und nun habe ich Doppelhipster Upcycling Ökostrohhalme aus Laborglas!


Was? Da hat gerade jemand beim Lesen "Igitt" gedacht? Ja, sie stammen aus einem Labor und wurden dort benutzt. Und wisst ihr was? Da gingen leckere Dinge wie Glutaraldehyd durch, die einen Totenkopf tragen. Und süße Mikroorganismen wie Escherichia Coli und Staphylococcus aureus, die hervorragende Erkrankungen erzeugen können. Und wisst ihr was? Genau das macht diese Pipetten so sicher. Denn dadurch, dass sie aus der Mikrobiologie stammen, sind sie von höchster Reinigung und wurden autoklaviert. Sauberer und toter gibt es kaum, selbst neu ist dreckiger wegen eventueller Produktionsrückstände. 

Ich habe sie nach der Umschmelzaktion trotzdem nochmal in die Spülmaschine gestellt. 


Die Länge hab ich ganz gut getroffen. Jetzt kann ich auch mal Caipirinha trinken. Oder nen Smoothie dadurch ausprobieren, bisher sind mir die festen Pasten relativ missfallen. Der Tipp ist da, relativ feste Smoothies einfach durch den Halm zu saugen. 



Aber kommen wir nochmal zurück zu dem, was mich stört: Obst und Gemüse in Plastik. Und mein Projekt für den Monat August ist, komplett unverpackt zu kaufen in diesem Segment. Bedeutet auch die Pappverpackung zu missachten, denn habt ihr eine Ahnung, wie viele Chemikalien bei der Erzeugung von Pappe und Papier benutzt werden? Das kommt einer Tüte Plastik schon sehr nahe. Diese Chemikalien sind ja meistens auf Mineralölbasis. 
Ich habe mir also diese waschbaren wiederverwertbaren Zugbeutel gekauft und werde damit jetzt diesen Monat ausprobieren, was so geht. Wir haben hier viele Hofläden und auch in Supermärkten und Discountern gibt es ja lose Ware. Nur eben nicht immer alles. Aber das sollte man sich eh abgewöhnen, immer das Richtige haben zu wollen. 



Versandverpackungen... nun, das kann man reduzieren, indem man nichts bestellt. Das werde ich dann nebenbei laufen lassen, da immer eine Alternative zu finden. Das ist kein Monatsprojekt, weil ich selten überhaupt was bestelle.

Und das mit den Süßigkeiten kommt dann später. Die Evolution ist auch nicht in einem Tag passiert, anders als es uns die Bibel weis machen möchte.


Was habt ihr so für Projekte zur Müllreduktion?